Zu diesem Thema gibt es auch Informationen in meinem Podcast!
Als ich Nikan gekauft habe mit 1,5 Jahren, habe ich das erste Mal angefangen WIRKLICH zu hinterfragen warum man Pferde wie ausbildet.
Geritten bin ich damals schon ca. 20 Jahre!
Je mehr ich neu über Pferde, deren Körper, deren natürliche Verhaltensweisen usw. gelernt habe, desto mehr hab ich verstanden, dass ich eigentlich nichts weiß.
Zuerst hab ich immer mehr an mir gezweifelt, war erschrocken und entsetzt und voller Mitleid, was ich meinen Pferden angetan habe und SEHR verunsichert!
Ich durfte lernen was es bedeutet seinem Pferd zuzuhören und wirklich zu verstehen warum es etwas nicht will, kann oder versteht, was ich erfrage/erwarte.
Ich habe auch gelernt die Schuldgefühle auszuhalten, die früheren Ansichten nicht mehr zu verteidigen, sondern jeden Tag das Beste zu geben, was ich jetzt weiß und kann.
Und ich habe gelernt was es bedeutet Pferden Übungen beibringen zu können, die sie beweglicher und stärker machen, sodass sie sich in ihrem Körper wohler fühlen.
Das ist etwas, das JEDEM Pferd gut tut und wofür es unendlich dankbar ist!
Aber dafür muss man (wie ein guter Yogalehrer) ganz genau einschätzen können was das Pferd körperlich und mental leisten kann!
Wie weit ist es eine motivierende Herausforderung und wann eine demotivierende Überforderung für DIESES PFERD mit DIESEM AUSBILDUNGSSTAND und DIESEN KÖRPERLICHEN UND MENTALEN VORAUSSETZUNGEN an DIESEM TAG und mit DIESEM MENSCHEN???
Aus diesem Grund musste ich vor allem sehr viel über mich lernen und arbeite daran ständig weiter: Fokussierter werden, geduldiger sein, mich abgrenzen, meinen Standpunkt beibehalten, immer, immer, immer wieder reflektieren und die Richtung korrigieren, wenn man falsch abgebogen ist, Rückschritte in Kauf nehmen usw.
An zweiter Stelle, lerne ich immer wieder neu was Pferde wollen, brauchen, wie sie körperlich „funktionieren“ und denken.
Das dauert Jahre und hört NIE auf!!!
Ich beobachte, dass es immer mehr Menschen gibt, die sich entschieden haben mit ihren Pferden ausschließlich spazieren zu gehen oder einfach nur zusammen zu sein und ihr Pferd nicht zu reiten oder zu „trainieren“. Manche machen Freiarbeit oder spielen mit den Pferden. Diese Entwicklung finde ich gut!!!
Ich selbst habe viele Jahre nicht gewusst, ob ich mein Pferd irgendwann reiten werde.
Ich hatte mir so viel Wissen darüber angeeignet was man alles falsch oder kaputt machen kann und mir schlichtweg nicht zugetraut alles richtig zu machen (Fehler machen sowieso nicht erlaubt!)
Ich bin mir sicher, dass sich für einen sehr großen Teil aller Reitpferde das Leben enorm verbessern würde, wenn sie einfach gar nicht mehr geritten werden würden!
Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass sehr viele Pferde sich wünschen nicht geritten zu werden! NICHT SO!!!
Ich sehe aber auch viele „untrainierte“ Pferde und ihre Körper und ihren Ausdruck und sehe leider oft nicht die Anmut, Stärke und Schönheit, die ich mit Pferden verbinde.
Natürlich liegt es daran, dass es diesen Pferden oft bei den Vorbesitzern oder schon in der Aufzucht nicht so gut ging oder die Pferdebesitzer sich erst nach langen Jahren des Ausprobierens der verschiedenen Reitweisen dagegen entschieden haben.
Ich sehe auch sehr viele Pferdemenschen, die eine xy-Reiterei oder Spielerei (auch Freiarbeit und Zirkuslektionen!) als pferdefreundlich verkaufen, wo einfach das Wissen fehlt, dass auch damit der Körper des Pferdes „ruiniert“ wird, wenn man nicht auf das Pferd hört bzw. nicht weiß was genau im Pferdekörper passiert bei bestimmten Übungen!!!
Selbstverständlich bin ich dann dafür lieber das Pferd „nur“ als Partner an seiner Seite zu haben, mit dem man spazieren geht und spielt.
Für mich gibt es aber noch eine Alternative!
Unsere Pferde sind genauso wie viele von uns durch Bewegungsmangel und falsche Bewegungsmuster weit weg davon körperlich in ihrer vollen Kraft zu stehen (ich selbst auch!)
Ein Traum, wenn sie von Fohlen an über Hügel, Felsen, verschiedene Untergründe und kilometerweite Strecken laufen könnten…
Ein Traum, wenn ich nicht den halben Tag am Schreibtisch sitzen müsste.
Ich denke wir können die gemeinsame Zeit dafür nutzen, um unseren Pferden ein gutes auf Freiwilligkeit (zugegeben ein schwieriger Punkt bei Pferden, die in Gefangenschaft leben!) basierendes Trainingsangebot zu machen. Ohne Zeitdruck, feste Trainingspläne etc.
Was für mich Training ausmacht: Wenn du deinem Pferd etwas beibringen kannst, das ihm hilft sich in seinem Körper schöner, stärker und beweglicher zu fühlen. Es wird davon mehr wollen und gerne mit dir zusammen sein und auch mit dir „trainieren“ wollen. Beweglich und stark zu sein ist für Pferde in der Natur überlebenswichtig!
Pferde kommunizieren untereinander hauptsächlich mit Körpersprache.
Sie werden dich dafür lieben, wenn du ihnen zeigst wie sie ihren Körper besser nutzen können bzw. statt die Osteo die Symptome behandeln zu lassen, dem Pferd Möglichkeiten bieten kannst die eigene Körperkompetenz zu nutzen, um sich Verspannungen zu lösen oder mit dir zu kommunizieren was der Körper braucht.
Körperkompetenz entsteht durch ausprobieren und benutzen ohne Druck und Zwang.
Und in diesem Bereich sehe ich ganz viele hilflose Pferdemenschen, die nicht wissen wie, was und warum. Z.B. wie man fragt und versteht, ob das Pferd nicht kann, nicht will oder sich nicht traut.
Ich sehe mich als eine Art Yogalehrerin für Pferde, die Übungen zeigt, darauf achtet wo die Grenzen liegen, aber auch motiviert diese mal zu überschreiten und akzeptiert, wenn mal Meditation und Entspannung statt Krafttraining angesagt ist. Aber auch als Übersetzerin zwischen Menschen und Pferden und Lehrerin für Kommunikation mit Pferden.
Ich möchte nicht darüber urteilen welchen Weg jeder mit seinem Pferd geht und auch niemanden davon überzeugen, dass mein Weg der richtige ist oder diesen rechtfertigen.
Ich möchte nur darauf aufmerksam machen, dass es eben ganz viele wirklich gute Alternativen gibt zwischen nur noch spazieren gehen und gewaltbasierter Sportreiterei
Und ich möchte an alle Pferdemenschen, die (noch) nicht (genau) wissen wie man Pferden ein Trainingsangebot macht und welche Übungen sinnvoll sind, gerne meine Erfahrungen weitergeben.